Gambia trauert um Sir Dawda Kairaba Jawara, seinen ersten Präsidenten
Er war einer der Gründungsväter der unabhängigen Republik The Gambia: Dawda Kairaba Jawara. Am Dienstag, 27.8., ist Jawara im Alter von 95 Jahren gestorben.
Einmal Präsident zu werden, noch dazu eines unabhängigen Gambia, war Jawara sicher nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren wurde er 1924 in einem kleinen Dorf in der Landesmitte, etwa 240 km von der heutigen Hauptstadt Banjul entfernt, die damals noch Bathurst hieß. Dank Stipendien konnte er Naturwissenschaften und Veterinärmedizin studieren. Er schloss sein Studium in Großbritannien mit einem Diplom ab und kehrte 1954 in das damalige britische Protektorat Gambia zurück.
Noch heute verbindet eine kleine Fähre die Insel, auf der Jawaras Dorf Barajally liegt, mit dem Festland (Foto: Sonja Rau).
Neben seiner gambiaweiten Tätigkeit als Tierarzt, engagierte Dawda Jawara sich bald auch in der Politik. Er wurde 1959 Vorsitzender der People’s Progressive Party (PPP) und für kurze Zeit Bildungsminister, berufen vom britischen Gouverneur. 1962 wurde er Premierminister und führte das Land in die Unabhängigkeit, die es 1965 erreichte. Bei der ersten freien Wahl 1966 erhielt die PPP die Mehrheit der Stimmen und Jawara wurde als Premier bestätigt, ebenso bei den folgenden, regelmäßig alle fünf Jahre abgehaltenen Wahlen (1972, 1977, 1982, 1987 und 1992).
Dawda Jawara war von 1965 bis 1970 Premierminister des unabhängigen The Gambia mit der englischen Königin Elisabeth II. als offiziellem Staatsoberhaupt. Nach Abschaffung der Monarchie und Gründung der Präsidialrepublik The Gambia 1970 wurde Jawara Präsident des Landes. Bereits 1966 schlug ihn die englische Königin zum Ritter.
Jawara mit der niederländischen Königin Juliana, 1978 (Foto: Rob Croes).
In 30 Jahren PPP-Regierung wurden Machtmissbrauch und Korruption zu öffentlich diskutierten Problemen. Einen Putsch 1981 überstand Jawara mit Hilfe des benachbarten Senegal. 1994 putschten Armeeoffiziere unter Führung des 29-jährigen Leutnants Yahya Jammeh gegen die Regierung und Jawara floh über den Senegal nach Großbritannien. Jammeh regierte bis zu den Wahlen 2016 diktatorisch und mit großer Brutalität. Er gewährte Jawara erst 2001 eine Amnestie, worauf dieser aus dem Exil zurückkehrte.
Eine 1-Dalasi-Banknote von 1987 mit Jawaras Portrait.
Die britische Zeitung The Guardian charakterisierte den in Gambia bis heute hoch geschätzten Sir Dawada Jawara als überzeugenden Redner von sanfter Art und gelegentlichem Anschein von Unentschlossenheit, der jedoch auch unbarmherzig sein konnte, wenn es um den Erhalt der Macht ging. Heute trauert das Land um seinen ersten Präsidenten und hadert zugleich mit seiner gegenwärtigen Führung.
Nach dem Ende der Diktatur durch die Wahl von 2016 steht Gambia mitten im Umbruch – und mitten im Versuch zugleich die Schreckensjahre der Diktatur aufzuarbeiten, z.B. mit Hilfe einer Wahrheitskommission, und erneut eine demokratische und liberale Führung zu bilden und dem Gespenst der Korruption Herr zu werden. Durch den Tod Jawaras wird das Land an seine demokratischen Anfänge ebenso erinnert wie an die Schwierigkeiten Machtausgleich und Machtkontrolle zuzulassen.
Jawara hinterlässt zwei Frauen und mehrere Kinder. Ein Video des Staatstraueraktes ist auf YouTube zu finden.