Unterstützung für Arokeys Zwillinge

Ein Bericht von Heiko Bahe, Fuchstal (Lkr. Landsberg am Lech)

Bericht Februar 2021

Unsere Unterstützung galt weiterhin den Zwillingen von Arokey Gibba: Arokey jun. und Mariama. Arokey jun. hat inzwischen die Schule gewechselt – sie wohnt jetzt bei ihrem Vater in Gunjur und besucht dort die Mariama Mae Nursery School (MMNS).

Mariama besucht weiterhin die Gateway-Learning Academy (GLA) in Brusubi. Sie startete dort nach der Wiedereröffnung nach der Corona-Pause im Oktober in die Nursery 2-Stufe. Ihr Zeugnis am Ende des Jahres 2020 ist hervorragend und macht Mut und Hoffnung für das nächste Jahr. Ihre Mutter erzählt uns, dass Mariama mit Begeisterung dabei ist und sich jeden Tag auf die Schule freut. Zur Unterstützung und Überbrückung der Corona-bedingten Schulpause haben wir ihr ein Tablet gekauft, mit dem sie von der GLA angebotene Übungen remote, also auf Distanz durchführen konnte.

Im November ist leider Arokeys Großmutter in Brufut gestorben, bei der Arokey wohnt. So wie es ausschaut wird sie dort weiter wohnen bleiben, da sie ja Mariama jeden Tag zur Schule nach Brusubi bringen muss und auch vom Tourismus dort lebt, wenn dieser mal wieder starten sollte. Damit Arokey ihre Tochter jeden Tag mit dem Bustaxi zur Schule nach Brusubi bringen und abholen kann, zahlten wir ihr auch das benötigte Fahrgeld.

Für beide Schulden (GLA und MMNS) zahlen wir gerne die Schulgebühren für die Ausbildung der Töchter. Da Arokey während der Coronazeit in Gambia nicht arbeiten konnte und die Großfamilie teilweise nicht genug zu essen hatte, haben wir Arokey zudem mit Geld für Nahrungsmittel unterstützt.

Wir unterstützen auch gerne Arokeys Bruder Saikou, der an der GTH studiert. Er ist unsere Kommunikationszelle zu Arokey, da er englisch gut versteht und vor allem auch schreiben kann. Deshalb haben wir ihm auch das Geld für ein neues (gebrauchtes) Handy gespendet, als sein Handy defekt war, denn die gesamte Kommunikation läuft über WhatsApp mit ihm.

Darüber hinaus haben wir zwei große Koffer für Arokeys Familie mit Kleidung etc. gepackt und diese mit dem letzten Container nach Gambia verschifft.

 

Bericht November 2019

Meine Frau Eva und ich waren dieses Jahr ab Mitte Mai fast drei Wochen in Gambia im Urlaub, in einem Ort am Atlantik namens Brufut. Es war unser erster Aufenthalt in Afrika und sollte eigentlich ein reiner Strand- und Erholungsurlaub in einem schönen Hotel werden. Das hat sich dann aber ganz anders ergeben. Zum Glück!

Schon am zweiten Tag haben wir Arokey Gibba kennengelernt. Sie tanzte im Hotel mit einer kleinen Gruppe einheimische Tänze, und wir kamen ins Gespräch und fanden sie sofort sehr sympathisch.

Eva, Arokey und Heiko

Arokey lud uns zu sich „nach Hause“ ein und bekochte uns. Wir waren von den ärmlichen Umständen im „wahren Gambia“ ziemlich erschüttert. Arokey lebt wie viele andere in bescheidensten Verhältnissen. Sie ist Analphabetin, kann also weder schreiben noch lesen, hat aber durch Zuhören einige englische Vokabeln und Sätze gelernt, so dass einfache Unterhaltungen auf Englisch möglich sind.

Arokeys Zuhause in Brufut

Die Toilette

Arokey lebt von ihrem Mann getrennt und hat zwei kleine Töchter, die Zwillinge: Arokey jun.  und Mariama, die im August vier Jahre alt wurden. Sie hält sich und ihre Kinder durch Putzen, Wäsche waschen und Tanzvorführungen über Wasser. Für eine vernünftige Schulausbildung der Zwillinge bleibt da natürlich nichts mehr übrig.

Arokey mit ihren Zwillingen Mariama und Arokey jun.

Mariama und Arokey jun.

Für meine Frau und mich war schnell klar: Wir müssen und wollen hier helfen!

Erschwerend kommt für Arokey noch hinzu, dass ihre Kinder bei ihrer Mutter in Gunjur leben, sie aber wegen des Tourismus und ihrer Putzarbeit unter der Woche überwiegend in Brufut bei ihrer Großmutter lebt – sie sieht ihre Kinder also nur am Wochenende.

Besonders berührt hat uns die Mentalität von Arokey, die aber wohl für die meisten Gambier gilt: Trotz aller widrigen Lebensumstände sieht man sie meistens lachend, positiv und scheinbar glücklich.

Arokey zeigte uns den Fischmarkt in Tanji, und wir kauften einen riesigen Butterfisch (für Arokey ein unbezahlbarer Luxus), den sie und ihre bei der Großmutter in Brufut lebenden Familienmitglieder für uns zubereiteten – es schmeckte köstlich.

Eva und Arokey auf dem Fischmarkt in Tanji

Eva und Arokey in der Küche

Wir wollten natürlich unbedingt ihre in Gunjur lebenden Zwillinge kennenlernen – also nahmen wir zusammen mit Arokey ein Buschtaxi – das allein war schon ein Abenteuer – und fuhren nach Gunjur.

Dort lernten wir dann Arokey jun. und Mariama endlich persönlich kennen und schenkten ihnen Bleistifte, Lutscher und ein paar Leckereien, die wir aus unserem Hotel „entführt“ hatten. Die Zwillinge waren uns auf Anhieb sympathisch und festigten unseren Wunsch, die Ausbildung der beiden im Rahmen einer Patenschaft zu unterstützen bzw. überhaupt erst zu ermöglichen.

In Brusubi, einem Ort ca. vier km von Brufut entfernt, gibt es eine sehr gute private Schule – die Gateway Learning Academy – die Kindern von den Altersstufen Day care über Nursury bis einschl. Primary School eine sehr gute Ausbildung bietet. Die Schule wurde erst 2017 durch ein gambisches Ehepaar gegründet.

Vor der Gateway Learning Academy (GLA) in Brusubi

Das Wappen der Gateway Learning Academy

Arokey hat durch eine Bekannte von dieser Schule erfahren und wünschte sich nichts mehr als ihre Twins hier im August 2019 in den Grade Nursury I einschulen zu können, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Wir wollten uns die Schule anschauen und erste Kontakte mit dem Schulleiter knüpfen, doch es waren gerade Ferien. Also war nur eine „Besichtigung“ von außen möglich, die uns aber schon einen guten Eindruck vermittelte. Auf den Wänden hatte die Schule ihre Vision und Mission geschrieben – und die hat uns sehr gut gefallen und uns darin bestärkt, Arokeys Wunsch zu unterstützen.

Mission und Vision der GLA

Mission

  • GLA setzt sich dafür ein, eine inspirierende, breite und ansprechende Lernumgebung bereitzustellen.Unsere Kinder werden lernen, in einem Umfeld, in dem ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden an erster Stelle stehen, belastbar und selbstsicher zu sein.
  • Wir streben danach, bessere zukünftige Führungskräfte zu fördern. 

Vision

  • Unser Ziel ist es, eine hervorragende, wertorientierte Schule zu sein, die sich um Spitzenleistungen bemüht und es unseren Kindern ermöglicht, von den ersten Jahren bis zur Grundschule ihr höchstes Potenzial zu erreichen.
  • Einstieg in das Lernen im Streben nach Exzellenz.

 

Das aus Gambia stammende Gründer-Ehepaar der Schule wohnt und arbeitet inzwischen in London, ist aber mehrmals im Jahr vor Ort. Seit unserer Rückkehr nach Deutschland stehe ich mit der Besitzerin und Direktorin der Schule Halima regelmäßig in Kontakt. Sie hat uns sehr geholfen, den Zwillingen eine Einschulung Anfang September 2019 in die Nursury I class zu ermöglichen.

Arokeys 24 Jahre alter Bruder Saikou hat uns hierbei ganz besonders unterstützt. Saikou spricht einigermaßen gut Englisch und – ganz wichtig – kann es auch schreiben.  Die gesamte Kommunikation mit Arokey läuft über Saikou mittels WhatsApp. Saikou hat sich in bewundernswerter Weise um den gesamten Registrierungsprozess in der Schule gekümmert und z.B. die Formulare ausgefüllt und mit dem Schulmanager vor Ort kommuniziert.

So gelang es tatsächlich, die Zwillinge Anfang September dieses Jahres in der GLA einzuschulen.

Arokey jun. und Mariama an ihrem ersten Schultag

Da die Kinder in Gunjur bei ihrer Oma wohnten, mussten sie nun auch nach Brufut zu Arokeys Großmutter ziehen, was für alle Beteiligten nicht einfach ist, denn das Haus der Großmutter war schon vorher ziemlich überfüllt: Neben Arokey wohnen hier auch noch andere Mitglieder der Großfamilie. Außerdem musste eine Lösung für den täglichen Transport der Kinder zur GLA nach Brusubi gefunden werden.

Neben den Schulgebühren (ca. 23.000 Dalasi / ca. 400 € pro Jahr pro Kind) für die Nursury Grades, übernehmen wir deshalb auch noch die Kosten für ein Buschtaxi, mit dem Arokey ihre Kinder täglich zur Schule und zurückbringt. Dazu kommen noch Kosten für zur Uniform passende Schuhe, einen Schulranzen und für eine zweite Uniform – es läppert sich also; aber wenigstens weiß man, dass es bei den Richtigen ankommt und wirklich hilft. Ein tolles Gefühl!

Vor ein paar Wochen fragte uns Saikou, ob wir ihn beim Kauf eines Fahrrades unterstützen könnten, denn er wollte sich auf der GTHI (Gambia Tourism and Hospitality Institute – eine Hotelfachschule in Kanifing / Serrekunda) weiterbilden und mit Fahrrad dorthin zur Schule fahren. Natürlich wollten wir ihn bei seinem sinnvollen Vorhaben unterstützen und inzwischen nennt er ein gebrauchtes, aber für gambische Verhältnisse sehr gutes Fahrrad sein Eigen.

Saikou mit seinem „neuen“ Fahrrad

Zurück in Deutschland haben meine Frau und ich im Internet recherchiert, wer uns bei der weiteren Organisation einer solchen Patenschaft unterstützen könnte und evtl. auch noch ganz andere Möglichkeiten hat zu helfen. Es stellten sich ja viele Fragen – allein schon wie man am günstigsten Geld nach Gambia „überweist“.

So sind meine Frau und ich dann auf die Gambia Hilfe Freiburg e.V. gestoßen, die mit wunderbaren Projekten und der Organisation von Patenschaften hilft, jungen Menschen in Gambia eine Zukunft zu ermöglichen. Inzwischen bin ich Mitglied dieses Vereins und meine Frau und ich haben für den nächsten Container nach Gambia drei Koffer voller Kleidung, Schuhe, Drogerieartikel etc. gepackt, die Arokeys Familie sehr gut gebrauchen kann. Auch ein gebrauchter Laptop für Saikou ist dabei, den er für seinen Besuch der Hotelfachschule benötigt.

Unser Ziel ist es, Arokey und ihren Zwillingen irgendwann ein kleines Appartment  direkt in Brusubi in der Nähe der Schule zu ermöglichen, damit sie aus dem überfüllten Haus ihrer Großmutter ausziehen und ihre Kinder täglich einfacher – insbesondere in der Regenzeit – zur Schule bringen und abholen kann.

 

Wer sich uns bei der Unterstützung von Arokey, ihren Twins und ihrem Bruder anschließen möchte, ist herzlich willkommen.

Wir halten übrigens das Konzept der GLA für sehr gut, und auch die Schulleitung ist sehr engagiert und macht auf uns einen seriösen Eindruck. Wir würden uns freuen, wenn sich noch weitere Sponsoren fänden, die Kinder den Besuch der GLA ermöglichen.