Crowdfunding-Projekt für Ausbildung in Gambia erfolgreich abgeschlossen

Unser Verein unterstützte 2018 ein weiteres Crowdfunding-Projekt, initiiert von unserem Mitglied Ute Berndt. Ziel war es, mit Hilfe vieler (auch kleiner) Spenden die Ausbildung eines jungen Mannes aus Gambia zu finanzieren. Die geplante Summe ist nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen worden. Hier ist Utes Bericht.

Im Sommer 2018 lernte ich über die Brieffreunde-App „Slowly“ Ebrima kennen. Ich hatte  schon Brieffreunde aus Pakistan, Hongkong, USA und Kanada kennengelernt, doch nun erwartete mich etwas völlig Neues.

Ebrima ist 28 und mit der 20jährigen Kaddy verheiratet. Die ersten Briefe waren wie immer: Man stellt sich vor, erzählt etwas von sich und lernt sich allmählich kennen. Doch schnell wurde klar, dass Ebrima nicht beschreiben kann, welche Hobbies er hat oder was er am liebsten kocht. Stattdessen beschrieb er sehr zögerlich, wie er versucht, in einem sehr armen Land zu überleben.

Anfangs waren mein Mann und ich sehr skeptisch, denn es gibt im Internet leider auch Betrüger, die einem mit irgendwelchen Mitleidsmaschen das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Aber mit der Zeit ergab sich ein schlüssiges Gesamtbild von zwei Menschen, die in unvorstellbarer Armut leben. Ins Internet kann Ebrima beispielsweise nur im „Internetcafe“ des Dorfes, wo er ab und zu putzt und dafür kostenfrei WLAN und Strom nutzen darf.

Eine Kontaktperson unseres Vereins hat Ebrima und Kaddy zuhause besucht, und es wurde bestätigt, dass die Schilderungen der Wahrheit entsprachen. Die beiden leben in einem kleinen Raum, ohne Strom oder fließend Wasser. Geschlafen wird auf einer Matratze auf dem Fußboden.

Die Eltern der beiden sind selbst sehr arm bzw. bereits verstorben und können daher nicht helfen. Bisher lebte das Paar davon, dass Ebrima tageweise Arbeit auf dem Bau findet – was nicht jeden Tag funktioniert, so dass es auch Tage ohne ausreichend Essen gab.

Gambia war bis Ende 2016 eine grausame Diktatur, bis endlich eine Demokratie gebildet werden konnte. Aber noch immer gibt es kaum Jobs geschweige denn bezahlbare Schulen usw., so dass für die meisten derjenigen, die nicht flüchten, sondern in ihrer Heimat bleiben, kaum Perspektiven bestehen.

Es können nur wenige Menschen in Gambia eine Schule besuchen, ein erheblicher Teil der Bewohner Gambias sind Analphabeten. Ebrima hatte das Glück, einen Schulabschluss machen zu können. Vor zwei Jahren hat er sich damit für ein Studium „technical engineering“ beworben – Studium deshalb, weil es in Gambia nahezu keine betrieblichen Berufsausbildungen, wie wir sie in Deutschland kennen, gibt.

Ein Zulassungsangebot der „University of Gambia“ für den Fachbereich Architektur, Schwerpunkt öffentliche Gebäude und Entwurf (Bachelor-Studiengang „Community Building and Design“) lag für 2016/2017 bereits vor.

Unser Verein hat  Fachleute in Gambia befragt, ob solch ein Studium überhaupt Sinn machen würde. Uns wurde berichtet, dass Menschen mit diesem Fachwissen dringend benötigt werden, um u. a. Kindergärten und Schulen zu bauen.

Aber Ebrimas Hoffnung, dass er die Gebühren nach Abschluss des Studiums und mit Aufnahme einer besser bezahlten Arbeit bezahlen könne, wurde zerschlagen. Stipendien waren und sind nicht möglich, so dass Ebrima aufgeben musste.

Daher suchte Ebrima, wie viele andere auch, bisher morgens einen Job, mit dem er wenigstens 1-2 Euro verdient. Bei Lebensmittelkosten von monatlich gut 100 Euro für zwei Personen reichte das natürlich nicht, zumal er auch nicht jeden Tag Arbeit fand.

Also startete ich eine Spendensammlung über www.zusammen-gutes-tun.de, um so hoffentlich die Kosten für die Ausbildung decken zu können.

Damit Ebrima, Kaddy und ihr Kind, das im Februar 2019 geboren wurde, eine Zukunft haben, die nicht von Hunger und Sorge bestimmt wird, möchten wir Ebrima dieses Studium ermöglichen. Für Frauen ist es in Gambia leider nahezu unmöglich ist, einen Job zu finden. Daher sind neben den Kosten für das Studium die Fahrtkosten zur Universität, die Miete und die Lebenshaltungskosten für die kleine Familie zu finanzieren.

Das Studium wird im April 2019 beginnen, dauert insgesamt vier Jahre und kostet ca. 560 Euro im Jahr. Dazu kommen weitere jährliche Kosten wie Fahrtkosten (ca. 260 Euro), Miete (ca. 340 Euro) und Lebensmittel und Kleidung (ca. 1300 Euro). Auf die gesamten vier Jahre ergeben sich somit Kosten von rund 10.000 Euro.

Ziel unserer Spendensammlung war es, mindestens 2500 Euro zu erreichen – geschafft haben wir bereits 2705 Euro, weitere 5760 Euro werden über monatliche Patenschaften an Ebrima und seine Familie fließen. Den Restbetrag von rund 1500 Euro werden wir in 2020 im Rahmen einer weiteren Spendenaktion hoffentlich erreichen. Einige Spender haben bereits jetzt ihre erneute Spendenbereitschaft signalisiert.

Ebrima und Kaddy sind sehr bescheiden. Sie können noch gar nicht glauben, dass es völlig fremde Menschen gibt, die ihnen helfen möchten, eine gesicherte Existenz aufzubauen. Das war für die beiden bisher absolut unvorstellbar. Ihre Dankbarkeit können sie mit Worten kaum ausdrücken. Doch genau diese Dankbarkeit berührt uns tief.